Der Wolf. Er wird häufig als gefährliche, sehr große und böse Kreatur dargestellt. Doch wie ist er wirklich? Wo lebt er und was denken wir Menschen über ihn? All diese Fragen möchte ich mit diesem Artikel klären.

 

Früher war der Wolf einmal das am weitesten verbreitete Raubtier der Welt. Bis hin zum 17. Jahrhundert lebte er in Asien, Europa, Nordamerika und auch in Teilen Nordafrikas. Doch dies sollte sich bald ändern: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Wolf verfolgt, gejagt und vielerorts ausgerottet. Der Grund für das Ausrotten des Wolfes war der Konflikt mit der Nutztierhaltung. Der Mensch begann die Wälder zu zerstören, so ging die Anzahl der Beutetiere des Wolfes zurück und die Anzahl der Nutztiere des Menschen stieg. Der Wolf musste sich also anpassen und machte nun Jagd auf die Nutztiere. In West- und Mitteleuropa galt der Wolf dann als komplett ausgerottet.

 

Aber es gibt gute Nachrichten. Seit einigen Jahren siedeln sich wieder Wölfe in Deutschland an. Man geht davon aus, dass etwa 150-160 (Stand: November 2017) erwachsene Wölfe derzeit hier leben. Die Chancen für ihr Überleben stehen sogar sehr gut. Sie können sich gut anpassen und sowohl in warmen als auch in kalten Gebieten leben. Vor allem aber lebt er heute in Nordamerika, in asiatischem Raum und in Europa.

 

Doch das Auftauchen des Wolfes bringt Konflikte. So wie früher werden Nutztiere angegriffen. Das ist ein Problem für die Landwirtschaft. Kleinere Bauern haben Angst um ihr Vieh und um ihre Existenz. Deswegen gibt es einige, die für die Jagd auf den Wolf sind. Das ist wiederum nicht erlaubt, denn der Wolf hat  Rechte. Seit rund 30 Jahren wird er durch sie geschützt. Es gibt das internationale, europäische und deutsche Recht. Die Rechte sagen aus, dass der Wolf nicht geschossen werden darf. Es gibt aber eine Ausnahme: Der so genannte „Problemwolf“ darf geschossen werden. Ein „Problemwolf“ ist zum Beispiel ein Wolf, der einen Menschen bedroht oder ihm nur zu nahe kommt.

 

Wird gegen das deutsche Gesetz verstoßen, gibt es eine Strafe. Je nach Art des Verstoßes kann es zu hohen Geldstrafen oder sogar zu fünf Jahren Freiheitsentzug kommen!

 

Sogar die Politik ist in verschiedener Hinsicht gegen den Wolf. Die CDU/CSU und die SPD wollen die Ausbreitung unter Kontrolle halten, die FDP will den Wolf sogar zum Abschuss freigeben! Sie sagen, dass der Wolf eine „jagdbare Tierart“ im Bundesgesetz sein soll, denn es gebe zu viele tote Nutztiere und die Anzahl würde steigen. Sie wollen u.a. auch verhindern, dass sich der Wolf an den Menschen gewöhnt. „Die Sicherheit des Menschen hat dabei oberste Priorität.“

 

Auf die Einstellung der Politiker reagieren viele geschockt. Organisationen kämpfen gegen die Politik an. Sie äußern Vorschläge, geben Informationen über den Wolf heraus und machen die Bevölkerung auf die Situation aufmerksam. Sie wollen mehr Schutz für die Nutztiere. Die Politik soll die Bauern unterstützen. Elektronische Zäune sind zum Beispiel eine Option. In manchen Regionen in Deutschland gibt es diese Zäune auch schon und dort sollen die Angriffszahlen gesunken sein.

 

Ich habe mit Familie und Freunden über das Thema gesprochen. Sie freuen sich, dass der Wolf zurück ist. Allerdings können einige auch die Lage der Bauern verstehen. Wenn die Nutztiere getötet werden, ist das ein hoher, sehr teurer Verlust. Deshalb sind sie auch der Meinung, dass die Bauern Unterstützung bekommen sollten. Die Politik sollte sich lieber um die Sicherheit der Nutztiere kümmern, anstatt die Gesetze aufzuheben und die Wölfe ein weiteres Mal auszurotten!

 

Ein Vormittag im Wolfcenter Dörverden:

 

Um weitere Informationen über den Wolf zu bekommen, wollte ich mir selber einen Eindruck verschaffen und habe mir die Tiere einmal angesehen.

 

Im Wolfcenter Dörverden habe ich eine Führung mitgemacht. Sie begann bei einem Rudel aus fünf Wölfen. Die Wölfe sind relativ klein, anders als man sie sich so vorstellt. Ihr Fell ist grau-braun und an manchen Stellen ein wenig weiß. Die Ohren sind aufgestellt, so sieht der Wolf sehr aufmerksam aus. Die Wölfe waren gerade am Fressen und wir beobachteten sie dabei. Währenddessen erzählte uns eine Frau, die die Führung leitete, einige interessante Informationen über den Wolf. Man konnte gut erkennen, dass es unter den Wölfen eine Rangliste gab: Der höchste in der Rangliste, der Leitwolf, durfte zuerst fressen. Erst als er fertig war, durften die anderen die Reste auffressen. Insgesamt lief es während ihres Essens ruhig ab. Nur einmal fletschte der eine Wolf seine Zähne, knurrte und machte dem anderen klar, dass das Stück Fleisch ihm gehörte. Was mir aber an ihrer Art besonders auffiel, war die Ähnlichkeit zum Hund: Die Gangart, die Art, wie sie fraßen und wie sie sich auf dem Waldboden wälzten. All das sieht beim Hund genauso aus.

 

Wir gingen weiter und kamen zu einem anderen Gehege, in dem ein Hütehund mit ein paar Schafen lebte. Die Frau erklärte uns, wie gut ein oder mehrere Hütehunde eine Herde aus Nutztieren schützen können. Die Hütehunde werden in ihre Herde herein geboren. Sie werden dann ausgebildet und beschützen die Herde vor einem möglichen Wolfsangriff. Der Hütehund verscheucht den Wolf dann, indem er laut bellt und dem Wolf Angst einjagt. Er macht deutlich, dass es hier nichts zu holen gibt.

 

„Werden die Bauern eigentlich unterstützt, wenn sie Vorsichtsmaßnahmen wie das Einzäunen der Weide oder anderes vornehmen wollen?“, fragte eine Besucherin. Interessiert sehen alle die Gruppenführerin an. Sie erzählt, dass es in Niedersachen solche finanziellen Unterstützungen gibt. Ein Bauer kann sich dort melden. 80% der Kosten werden dann von der Regierung in Niedersachsen erstattet. 20% muss der Bauer selbst dazu beitragen.

 

Weiter geht’s! Wir gingen zu den beiden Wölfen „Dala“ und „Kimo“. Beide sind schneeweiß. Sie lagen etwas entfernt auf einem Hügel und dösten vor sich hin. „Wir wollen mal versuchen, mit ihnen zu sprechen.“, sagte unsere Gruppenführerin. Auf drei fingen wir alle an zu heulen. Dann lauschten wir, doch nichts passierte. Wir heulten noch zweimal, aber die Wölfe antworteten nicht. Gerade als wir aufgeben wollten, begannen Wölfe aus weiter entfernten Gehegen zu heulen. Dann heulte auch einer der beiden weißen Wölfe. Er stand plötzlich auf einem Hügel und warf seinen Kopf in den Nacken. Das Heulen war beeindruckend.

 

Nach einiger Zeit hörten sie dann auf zu heulen und Ruhe kehrte ein. Die Führung war nun zu Ende. Ich ging noch eine Runde durch den eher kleinen Park und sah mir noch einmal die Wölfe an, bevor ich mich von ihnen verabschiedete.

 

In einem Gebäude gab es noch eine Ausstellung, bei der man selber viel ausprobieren konnte. Es war sehr interessant zu testen, wie Wölfe hören oder sehen können.

 

Alles in einem war es ein schöner Vormittag im Wolfscenter. Viele offene Fragen konnte ich aufklären und ich bekam einen Eindruck von den Wölfen. Ich habe gelernt, dass man überhaupt keine Angst vor Wölfen haben muss. Sie haben eher Angst vor uns. Und falls dir mal ein Wolf begegnen sollte: Mach dich möglichst groß und sei laut, denn dann merkt der Wolf, dass du nicht zu seinen Beutetieren gehörst und er geht lieber schnell weg.

 

Es wäre schön, wenn der Wolf wieder zu unserer Tierwelt gehören würde und die Nutztierhalter die nötige Unterstützung bekommen würden, um ihre Tiere mit ausreichend Schutz halten können.