Die Königswahl

Im Geschichtsunterricht haben wir uns mit der Königswahl im Mittelalter beschäftigt. Herausgekommen ist dabei folgende Bildergeschichte, die sich an einer Textquelle orientiert, die die Königswahl von Otto I. in den einzelnen Schritten festgehalten hat:

1. Schritt (Versammlung der Fürsten)

[Es] versammelten sich die Herzöge und die Ersten der Grafen mit der Schar der vornehmsten Ritter im Säulenhof, der mit der Basilika Karls des Großen verbunden ist…

2. Schritt (Huldigung)

Hier huldigten sie ihm …

 

3. Schritt (Treueschwur)

Gelobten ihm Treue und versprachen ihm Hilfe gegen alle seine Feinde und machten ihn so nach ihrem Brauche zum König.

4. Schritt (Empfang durch den Erzbischof)

Während dies die Herzöge und die übrige Beamtenschaft taten, erwartete der Erzbischof Hildebert (von Mainz) mit der gesamten Priesterschaft und dem ganzen Volk innen in der Basilika den Aufzug des neuen Königs.

Als dieser eintrat, ging ihm der Erzbischof entgegen, berührte mit seiner Linken die Rechte des Königs, während er selbst in der Rechten den Krummstab trug, ... und schritt dann vor bis in die Mitte des Heiligtums, wo er stehen blieb. Dann zum Volke gewandt, das ringsumher stand – es waren nämlich in dieser Basilika Säulengänge unten und oben rundherum – so dass er von allem Volk gesehen werden konnte, sprach er also: ‘Sehet hier bringe ich euch den von Gott erkorenen und einst vom großmächtigen Herrn Heinrich bestimmten, nun aber von allen Fürsten zum Könige gemachten Otto; wenn euch diese Wahl gefällt, so bezeugt dies, indem ihr die rechte Hand zum Himmel emporhebt.‘

5. Schritt (Zustimmung des Volkes)

Darauf hob alles Volk die Rechte in die Höhe und wünschte mit lautem Zuruf dem neuen Herrscher Heil.

6. Schritt (Übergabe der Insignien)

Sodann schritt der Erzbischof mit dem Könige, der nach fränkischer Art mit enganliegendem Gewande bekleidet war, hinter den Altar, auf dem die Abzeichen des Königs lagen, das Schwert mit dem Wehrgehenk, der Mantel mit den Spangen, der Stab mit dem Zepter und das Diadem. Dieser trat an den Altar, nahm hier das Schwert mit dem Wehrgehenk und sprach zum König gewendet: ‚Empfange dieses Schwert und treibe aus mit ihm alle Widersacher Christi, die Heiden und schlechten Christen, da durch Gottes Willen alle Macht im ganzen Frankenreich dir übertragen ist, zum bleibenden Frieden aller Christen.‘ Sodann nahm er die Spangen und den Mantel und bekleidete ihn damit, indem er sagte: ‚Die bis auf den Boden herabreichenden Zipfel deines Gewandes mögen dich erinnern, von welchem Eifer im Glauben du entbrennen und in Wahrung des Friedens beharren sollst bis in den Tod.‘ Darauf nahm er Zepter und Stab und sprach: ‚Diese Abzeichen sollen dich ermahnen, mit väterlicher Zucht deine Untertanen zu leiten und vor allem den Dienern Gottes, den Witwen und Waisen die Hand des Erbarmens zu reichen; und niemals möge dein Haupt des Öls der Barmherzigkeit ermangeln, auf dass du in Gegenwart und in Zukunft mit ewigem Lohne gekrönt wirst.‘

7. Schritt (Salbung und Krönung)

Darauf wurde er alsbald mit dem heiligen Öle gesalbt und dem goldenen Diadem gekrönt von den Bischöfen Hildebert und Wichfried [von Köln].

8. Schritt (Thronbesteigung)

Und als nun die rechtmäßige Weihe vollzogen war, wurde er von eben denselben Bischöfen zum Thron geführt, zu dem man auf einer Wendeltreppe hinanstieg, und er war zwischen zwei marmornen Säulen von wunderbarer Schönheit so errichtet, dass er von hier aus alle sehen und von allen wiederum gesehen werden konnte.

9. Schritt (Feier)

Nachdem man das ‚Te deum laudamus‘ [Großer Gott, wir loben dich] gesungen und das Messopfer feierlich begangen hatte, stieg der König herab und ging in die Pfalz; hier trat er an die marmorne, mit königlicher Pracht geschmückte Tafel und setzte sich mit den Bischöfen und allem Volk; die Herzöge aber warteten auf. Der Herzog der Lothringer, Giselbert, zu dessen Machtbereich dieser Ort gehörte, ordnete die ganze Feier [als Kämmerer]. Eberhard [Herzog von Franken] besorgte [als Truchseß] den Tisch, Hermann der Franke führte [als Herzog von Schwaben] die Mundschenken, Arnulf [von Bayern] sorgte [als Marschall] für die ganze Ritterschaft und für die Wahl und Absteckung des Lagers.

Widukind von Corvey: Sachsengeschichte, Buch II, Kap. 1-2. Lateinisch-deutsche Ausgabe, Darmstadt 1971, S. 87 ff.

 

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